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Woran wir sterben

Alterskrankheiten heilen und das Leben verlängern?

Alterskrankheiten sind mehrheitlich dafür verantwortlich, dass wir sterben. In Deutschland starben beispielsweise im Jahr 2022 insgesamt 1.066.341 Menschen. Mehr als ein Drittel davon (33,6% bzw. 358.219 Menschen) erlag einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Ein weiteres Fünftel (22,5% bzw. 239.948 Menschen) starb an Krebs. Weitere 5,0% der Todesfälle (53.323 Menschen) waren eine Folge von Demenz. Insgesamt starben 851.655 Menschen an Alterskrankheiten, das entspricht 79,9% aller in diesem Jahr registrierten Todesfälle.

Nehmen wir einmal an, wir könnten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, woran immerhin mehr als jeder Dritte stirbt, vollständig heilen. Müsste die Lebenserwartung dadurch nicht deutlich ansteigen? Erstaunlicherweise ist dies nicht der Fall – wir würden gerade einmal 2 zusätzliche Jahre erhalten. Könnten wir Krebs vollständig heilen, gewännen wir noch einmal 3 weitere Jahre dazu. Beide Krankheiten zusammen machen mehr als die Hälfte aller Todesfälle aus, und doch würde ihre Heilung uns nur 5 Lebensjahre schenken. Warum ist das so?

Warum wir im Alter oft an vielen Krankheiten leiden

Das liegt daran, dass die meisten Menschen dann innerhalb relativ kurzer Zeit an einer anderen altersbedingten Krankheit sterben würden. Bereits ab einem Alter von 65 Jahren leidet jeder zweite an zwei oder mehr Alterskrankheiten. Rund die Hälfte aller über 70-Jährigen leiden unter Multimorbidität, haben also mindestens drei verschiedene chronische Krankheiten gleichzeitig. Was uns im Alter also wirklich umbringt, ist das Altern selbst und die dadurch ausgelösten Alterskrankheiten. Einige wenige Menschen bleiben jedoch bis ins hohe Alter verschont und alterngesund. Ziel unserer Forschung ist u.a. zu verstehen, wie ihnen dies gelingt.

Alterskrankheiten werden bisher individuell behandelt, d.h. Kardiologen behandeln Erkrankungen des Herzens, Onkologen behandeln Krebs und Neurologen behandeln Demenz. Dabei führen eine Handvoll molekularer Prozesse dazu, dass altersbedingte Krankheiten entstehen. Wir könnten also die Entstehung mehrerer Krankheiten verhindern, indem wir diese Prozesse verstehen und lernen, sie zu beeinflussen. Statt Alterskrankheiten als Konsequenz des Alterns zu behandeln, könnten wir so Multimorbidität verhindern und gesundes Altern fördern.